Haben wir alle Angst vor Gefühlskälte? Ist der Mythos um Reptiloide, Reptos und Echsenmenschen deshalb so populär?

In verschwörungsaffinen und esoterischen Kreisen kursiert seit einigen Jahren die Vorstellung, dass es sich bei vielen dem Anschein nach menschlichen Individuen – vor allem bei einer Vielzahl einflussreicher öffentlicher Persönlichkeiten – in Wirklichkeit um eine humanoide Reptilienart handle, die in der Lage sei, eine menschliche Gestalt vorzutäuschen. Die in jüngerer Zeit durch den britischen Publizisten und ehemaligen Profifußballer  David Icke popularisierte Vorstellung wird durch führende Informationsmedien als substanzlose Wahnvorstellung verschrien.

Bereits dem Begründer der Anthroposophiebewegung Rudolf Steiner wird nachgesagt, über die Möglichkeit der Existenz sog. Reptiloider, im Jargon der oben besagten Szene auch kurz als Reptos bezeichnet, gesprochen zu haben.

Doch handelt es sich wirklich nur um ein sachlich belangloses, skurriles Hirngespinst von Verschwörungsfreaks und Esofanatikern? Könnte es sein, dass der Vorstellung eine sinnvolle Idee zugrunde liegt, die durch buchstäbliche Ausdeutung mangels sachlicher Kompetenz zu einer Karikatur verzerrt wurde?

Derjenige Teil des menschlichen Nervensystems, welcher mit Grundfunktionen des animalischen Überlebens in Verbindung gebracht wird, wird aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Nervensystem von Reptilien in der Neurophysiologie bisweilen als Reptilienhirn bezeichnet. Diese Grundfunktionen umfassen etwa die vegetativen Prozesse, Grundreflexe wie Kampf, Flucht und Erstarrung, sowie die fundamentalen Bedürfnisse des körperlichen Fortbestehens (Nahrungsaufnahme und Fortpflanzung). Mit Reptilien wird darüber hinaus gemeinhin Kaltblütigkeit in Verbindung gebracht.

Vor diesem Hintergrund erscheint es in der Sache durchaus sinnvoll, einen gefühlskalten, kalkulierenden Menschen, dessen Lebensäußerungen weitestgehend auf die besagten Grundfunktionen reduziert sind, als reptiloid zu bezeichnen.

Vielleicht hast Du bei Dir selbst sowie anderen Menschen in deinem Lebensumfeld das Erstarren von Gesichtszügen beobachtet, welche bei Abbruch des Kontakts zum eigenen Gefühl stattfinden? Die Physiognomie gleicht sich dabei in ihrem Erscheinungsbild derjenigen von Reptilien an. Kann es sein, dass feinfühlige und feinsinnige Individuen wie der besagte Rudolf Steiner gerade dies als reptilienhaft versinnbildlicht haben?

Kann es sein, dass wir alle Persönlichkeitsanteile in uns haben die erstarrt sind, weil wir irgendetwas nicht fühlen wollen oder können?
Kann es sein, dass andere Menschen, vor allem solche, die wir ablehnen, uns diese Anteile spiegeln?
Und, dass die Idee, dass es Echsenmenschen gibt, deshalb auf Anklang stößt, weil sie als Ablenkungsstrategie genutzt werden kann – wir uns also selbst dadurch, dass wir auf andere mit dem Finger zeigen, von unseren eigenen erstarrten Persönlichkeitsanteilen ablenken wollen?

Wir laden Dich ein, folgende Fragen auf Dich wirken zu lassen:

Kann es sein, dass es Deinem Leben Bereiche gibt, in denen Du lediglich überlebst, also dafür sorgst, dass die Grundbedürfnisse von Dir und Deiner Familie erfüllt sind?
Wieviel Lebendigkeit hat in deinem Alltag Raum? Wieviel Zeit deiner Tage verbringst Du damit intensive Gefühle, wie Freude, Traurigkeit, Lust und Wut zu erleben? Wie leidenschaftlich bist Du?
Wieviel Raum haben in Deinem Alltag schöne Dinge, Tätigkeiten, die Dich einfach nur erfreuen ohne dem direkten Überleben zu dienen?
Befindest Du Dich vielleicht in einer mehr oder minder lieblosen Partnerschafts- oder Familiensituation?
Übst Du vielleicht einen Beruf aus, der Dich nicht erfüllt, nur um Dich und Deine Familie irgendwie zu versorgen?

Kann es sein, dass Du nur noch eingeschränkt fühlen kannst, was Du wirklich willst und was Dir gut tut?

Ungeachtet dessen, ob Reptos existieren – solange es Dich in irgendeiner Weise berührt, ist dies ein Wegweiser zu Dir selbst. Denn:

Alles was Dir begegnet ist Dein Weg zur Lebendigkeit.

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